
Warum wir arbeiten, wo wir leben – und nicht leben, wo wir arbeiten?

Ein persönlicher Zwischenruf von Uwe Richter, COO der 4WT Co., Ltd.
Auf unseren Seiten geht es meist um Softwareentwicklung, Qualitätssicherung und Offshore-Consulting. Alles wichtige Themen – technisch, klar, sachlich.
Doch hinter jeder technischen Exzellenz steht auch ein Mensch. Einer, der Entscheidungen trifft, die nicht nur etwas mit Kosten, sondern viel mit Haltung zu tun haben.
Immer wieder begegnen mir Missverständnisse darüber, warum ich als deutscher Ingenieur mit meinem Unternehmen in Thailand lebe und arbeite. Es ist an der Zeit, diese Frage einmal nicht technisch zu beantworten. Sondern menschlich.
Das Paradies hat keinen Discounter
Wenn ich morgens meinen Kaffee trinke, ist alles wie immer. Die Tasse dampft, der Marmeladentoast liegt auf dem Teller, das Frühstücksei lehnt sich leicht nach rechts. Es könnte ein ganz normaler Morgen in Brandenburg sein – wäre da nicht der Palmenhain vor dem Fenster. Und das leise Gekreische eines Tuk-Tuks in der Ferne.Ich lebe in Thailand. Nicht als Tourist, nicht auf Zeit. Ich lebe wirklich hier. Mit Haus, Garage, Kindern und deutschem Tagesablauf – nur eben mit 37 Grad im Schatten.
Wenn ich Besuch aus Deutschland bekomme, höre ich oft dieselbe Frage, immer mit dieser Mischung aus Neid und Abwertung:
„Na, bist du also auch vor den Steuern geflüchtet? Lebst hier billig im Paradies, was?“
Ich lächle dann. Nicht zynisch, nicht beleidigt – eher wie jemand, der weiß, dass man über manches nicht diskutieren kann. Aber hier, in diesem Text, will ich Klartext reden:
Wenn du wirklich wie ein Deutscher leben willst – also nicht von Reissuppe satt wirst und kein Fan
von Bambusmöbeln bist – dann zahlst du hier bedeutend mehr als zuhause.
Und das mit einem Lächeln im Gesicht.
Und das mit einem Lächeln im Gesicht.

Das Frühstücksei stammt von Hühnern mit Privatlehrer, so teuer fühlt es sich an. Und wer seine Kinder nicht im Dschungel barfuß zur Schule schicken möchte, zahlt für Bildung monatlich mehr als andere für einen Kleinwagen.
Aber ich klage nicht. Im Gegenteil: Ich liebe das, was ich mir gebaut habe. Nur eins nervt mich wirklich – und das kommt oft von deutschen Kunden.
Nur weil ich in Thailand bin, heißt das nicht, dass meine Arbeit plötzlich 70 % billiger sein muss. Qualität hat ihren Preis – überall auf der Welt.
Ich habe es oft erlebt: Kunden, die deutsche Ingenieurskunst wollen, aber denken, man könne die Rechnung mit Bananen bezahlen. „Weil da unten ja alles so billig ist.“
Kommt her, sage ich dann. Lebt mal nicht im Hotel, sondern richtig – mit allem, was dazugehört. Und dann rechnet nochmal.
Kein Fluchtversuch, sondern Entscheidung

Er war eine bewusste Entscheidung. Gegen ein System, das aus meiner Sicht nicht mehr das belohnt, was zählt: Leistung, Verantwortung, Unternehmergeist.
Ich komme aus einer Familie, die Dinge gebaut hat – mit den Händen, mit dem Kopf, mit eigenem Risiko. Heute reden alle von Sicherheit. Von Work-Life-Balance. Von Absicherung.
Ich wollte nicht abgesichert werden. Ich wollte etwas schaffen. Und dafür bin ich hier.

Fazit: Leben ist kein Pauschalurlaub
Am Abend, wenn die Sonne hinter dem Palmenhain versinkt, riecht es nach heißem Asphalt, nach Curry und gelegentlich nach deutschem Schweinebraten – importiert, natürlich.
Dann sitze ich auf der Terrasse, blicke in den tropischen Garten, höre das Rufen der Geckos und denke:
Das Paradies?
Es ist nicht billig. Aber es ist echt.
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