
Von der DDR bis zur KI: Warum das vergessene ORZ-Prinzip (Organisation + Rechenzentrum) heute aktueller denn je ist.
Was war das ORZ in der DDR?

Das ORZ war mehr als eine IT-Abteilung. Es war klar strukturiert:
- O (Organisation): Ingenieure und Analysten prüften und optimierten alle betrieblichen Abläufe. Erst wenn Prozesse durchdacht waren, wurden Anforderungen freigegeben.
- RZ (Rechenzentrum): Hier saßen zwei Bereiche – die Softwareentwicklung und der Betrieb, der die Großrechner wartete und steuerte.
👉 Anforderung → O (Optimierung & Prozessgestaltung) → Softwareentwicklung → Betrieb.
Das Ergebnis: Disziplinierte Abläufe, klare Prozesse, nachhaltige Lösungen.
Mangelgesellschaft = Disziplin
Die DDR war eine Mangelgesellschaft. Speicherplatz war knapp, Rechenzeit teuer. Mit 64K mussten Ingenieure leisten, wofür im Westen oft 1 MB zur Verfügung stand.Das führte zu drei Tugenden, die bis heute gelten:
- Effizienz: Jeder Schritt wurde durchdacht, bevor Ressourcen verbraucht wurden.
- Disziplin: Strukturen und Abläufe hatten Vorrang vor spontanen Ideen.
- Erfindergeist: Mit knappen Mitteln mussten kreative Lösungen gefunden werden.
Überschussgesellschaft = Beliebigkeit
Heute leben wir in einer Überschussgesellschaft. Speicher, Rechenleistung und Frameworks sind praktisch unbegrenzt verfügbar.Das hat zu einem Paradigmenwechsel geführt:
- Entwickler setzen Ideen sofort um – oft ohne Rücksicht auf Abhängigkeiten.
- Fachbereiche bestellen Änderungen per Telefon oder Chat.
- Frameworks und Tools sind im Überfluss vorhanden – aber ohne übergeordnetes Denken.
- mehr Fehlern,
- mehr Doppelcode,
- längeren Durchlaufzeiten,
- höheren Kosten.
Was Unternehmen heute lernen können
Gerade heute könnten Unternehmen von der Kombination aus Disziplin von damals und Ressourcen von heute profitieren:- Beste Köpfe ins „O“: Die wertvollsten Mitarbeiter sind nicht die Coder, sondern die Ingenieure, die Prozesse durchdringen, Abhängigkeiten erkennen, Optimierungen vorschlagen und neue Ansätze entwickeln.
- Ingenieur ≠ Framework-Anwender: Frameworks zu beherrschen ist Grundvoraussetzung für Programmierer. Ein Ingenieur muss aber über den Code hinausdenken – in Prozessen, Strukturen und Strategien.
- Zielklarheit: IT ist kein Selbstzweck. Es geht weder um das schönste Softwareprodukt noch um die neueste Technik.
KI als neues „O“
Mit der Einführung von Künstlicher Intelligenz sehen wir eine überraschende Parallele zum alten ORZ:- Operative KI: Steuert Werkhallen, Produktionslinien, Maschinen und Systeme.
- Strategische KI: Analysiert Prozesse, berät das Management oder übernimmt selbst Führungsentscheidungen.
👉 Erst denken, dann arbeiten.
Ob das Denken von Menschen oder Maschinen kommt, ist zweitrangig – entscheidend ist, dass es vor der Umsetzung passiert.
Und wenn Ingenieur + KI als Team zusammenarbeiten, entsteht die bestmögliche Optimierung:
- Ingenieur: Erfahrung, Kreativität, Systemdenken.
- KI: Datenanalyse, Mustererkennung, Rechenpower.
Fazit: Ingenieur + KI = Zukunft der Prozessoptimierung
Das „O“ im ORZ ist nicht verloren – es hat sich transformiert.In der KI bekommt es heute eine neue Gestalt.
Die Unternehmen, die das verstehen, werden nicht bessere Software entwickeln – sondern bessere Unternehmen: mit klareren Prozessen, effizienteren Abläufen und stabileren Gewinnen.
Denn am Ende gilt:
Software und Rechenzentren sind nur die Werkzeuge – das Ziel ist die Optimierung des gesamten Unternehmens.
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