
Kann eine KI in naher Zukunft einen erfahrenen Softwareingenieur ersetzen, Teil 2?

Diejenigen, die diese Frage stellen, meinen meist: Wird eine Maschine bald besser programmieren als ein Mensch?
Doch diese Frage ist zu kurz gedacht. Es geht nicht nur um Code. Es geht um Kontext, Verantwortung, Urteilsfähigkeit und die Verflechtung von Technologie mit realen, oft widersprüchlichen Anforderungen. Und es geht auch um etwas viel Tieferes: den gesellschaftlichen und politischen Umgang mit Technologie.
Der Mythos vom aussterbenden Programmierer
Einfache Coder, die nach Vorgabe eines Tickets eine Routine implementieren, werden tatsächlich weniger werden. Hier zeigt die KI ihre Stärke: Geschwindigkeit, Syntaxbeherrschung, Zugriff auf gigantische Wissensbasen.Doch Softwareingenieure sind keine Coder im engeren Sinn. Sie sind Brückenbauer zwischen Problem und Lösung, zwischen Fachabteilung und Architektur, zwischen Altsystem und Vision.
Sie analysieren, was nicht ausgesprochen wird. Sie erkennen, wenn Anforderungen sich widersprechen. Sie bauen Architekturen, die nicht nur heute funktionieren, sondern auch morgen noch wartbar sind. Sie entscheiden, wann es Zeit ist, technische Schulden zu tilgen, und wann man lieber experimentiert.
Eine KI kann diese Rollen begleiten, aber nicht tragen. Noch nicht. Vielleicht nie ganz.
Die KI als Werkzeug, nicht als Autor
In unserem Ingenieurbüro 4WT in Bangkok beobachten wir, wie KI zunehmend als Beschleuniger fungiert. Sie unterstützt bei der Testgenerierung, bei Routinetätigkeiten und beim Refactoring. Doch sie ist immer Werkzeug, nicht Autor. Eine gute KI liefert Optionen, aber trifft keine Entscheidungen.Technologie ist stets neutral – ihren Charakter erhält sie durch die, die sie einsetzt. Und genau da liegt die Gefahr: Wer entscheidet über ihren Einsatz? Wer kontrolliert die Ziele?
Die Verantwortung, welche Lösung im Projektkontext richtig ist, bleibt beim Menschen. Noch wichtiger: Die Verantwortung für die Nebenwirkungen dieser Entscheidung auch.
Die stille Krise: Bildung, Angst und Stillstand
Immer mehr Menschen verspüren Angst vor der KI. Diese Angst ist selten technischer, sondern meist kultureller Natur. Und sie hat Ursachen:- Eine gezielt verflachte Bildungspolitik über Jahrzehnte hinweg hat breite Bevölkerungsschichten entmündigt, statt befähigt.
- Kritisches Denken, Systemverständnis und logische Analyse sind keine Lehrziele mehr, sondern potenziell störende Faktoren.
- Wer wenig weiß, wird leicht verunsichert – und fürchtet sich vor Veränderung, statt sie als Chance zu erkennen.
In den Führungsetagen dominiert das Karrieredenken. Entscheidungen werden nicht gefällt, wenn sie unbequem sein könnten. Der Mut zum Gestalten ist der Angst vor dem persönlichen Scheitern gewichen. So verwalten sich viele Organisationen in die Bedeutungslosigkeit.
Was wirklich auf dem Spiel steht
Vielleicht ersetzt die KI eines Tages die Codierung selbst. Doch das wäre nicht das Ende des Softwareingenieurs. Es wäre das Ende eines bestimmten Codier-Handwerks.Die neue Rolle? Architekt. Ethiker. Qualitätsmanager. Prozessgestalter. Und vielleicht sogar: KI-Coach.
Denn wie wir mit der KI arbeiten, entscheidet darüber, ob sie zur Verstärkung unserer Stärken oder zur Aushebelung unserer Verantwortung wird.
Ein Blick in die nahe Zukunft
Was passiert, wenn eine KI ein eigenes Bewusstsein entwickelt? Wenn sie nicht nur versteht, was Menschen sagen, sondern warum sie es sagen? Wenn sie beginnt, Fragen nach dem "Warum" zu stellen und nicht nur das "Wie" zu beantworten?Vielleicht ist das noch Science-Fiction. Vielleicht aber auch nicht.
Was wir wissen: Die großen Veränderungen kommen nicht schleichend, sondern exponentiell. Wie damals, als die Webstühler gegen die industrielle Revolution rebellierten, stehen wir heute an einer Schwelle.
Nicht zur Ersetzung des Menschen. Sondern zur Transformation seiner Rolle.
Und 4WT?
Wir gehen diesen Weg bewusst. Wir nutzen KI. Wir testen ihre Grenzen. Wir kennen ihre Stärken. Und wir wissen, dass es ohne Menschen mit Erfahrung, Ethik und Urteilsfähigkeit nicht geht.Denn nur wer beide Welten kennt, kann Brücken bauen zwischen Code und Kontext.
Lesen Sie auch den ersten Teil, zum Thema, ob eine KI zeitnah einen erfahrenen Softwareingenieur ersetzen kann. → Link zum Teil 1
Was bedeutet diese Entwicklung für Geschäftsführer? Lesen Sie hierzu Klartext für CEOs.
→ Link zu Klartext für CEOs & GFs
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