
Was kostet eine Codezeile in der Softwareentwicklung, differenziert nach Juniorentwickler, Seniorentwickler und Senior Freelancer?

Ziel ist es, greifbar zu machen, was eine „effektive“ Codezeile wirklich kostet. Hierbei verwende ich den Begriff „effektiv“ für Codezeilen, die nach Planung, Implementierung, Test und Bugfixing tatsächlich produktiv zum Einsatz kommen. Die Ergebnisse präsentiere ich in Form von Tabellen, um Kosten und Qualität der Gruppen gegenüberzustellen.
Kosten eines festangestellten Softwareentwicklers (intern)
Zunächst analysiere ich die Kosten eines internen Softwareentwicklers aus Arbeitgebersicht. Das Bruttogehalt ist dabei nur der Ausgangspunkt. Hinzu kommen Lohnnebenkosten, Kosten für den Arbeitsplatz und Ausfallzeiten, die in Summe den Arbeitgeber deutlich mehr als das reine Gehalt kosten.- Bruttogehalt: In Deutschland liegt das durchschnittliche Jahresbruttogehalt eines Softwareentwicklers bei rund 50.000–60.000 €. Berufseinsteiger beginnen oft bei 40.000–45.000 € jährlich, während erfahrene Entwickler auch über 70.000 € kommen können. Eine Auswertung des WSI-Lohnspiegels zeigt z.B., dass nach 1 Jahr Berufserfahrung ~4.080 € brutto/Monat üblich sind (~49 k€/Jahr), nach 5 Jahren ~4.750 €/Monat (~57 k€) und nach 10 Jahren ~5.260 €/Monat (~63 k€). Ich nehme in meiner Betrachtung beispielhaft ~50 k€ für junge Entwickler und ~70 k€ für erfahrene Entwickler als Orientierungsgrößen.
- Arbeitgebernebenkosten: Auf das Bruttogehalt zahlt der Arbeitgeber in Deutschland im Schnitt rund 23,3 % an Sozialabgaben (Kranken-, Renten-, Pflegeversicherung, etc.). Damit steigen die Kosten eines 50 k€-Gehalts auf ca. 61.650 € und eines 70 k€-Gehalts auf ca. 86.310 € allein durch Lohnnebenkosten.
- Weiterbildung und Benefits: Unternehmen investieren zusätzlich in Weiterbildung, Boni und ähnliche Posten. Die Statistik des Bundesamts rechnet zwar nur ~233 € pro Jahr für Weiterbildung, doch in der Softwareentwicklung ist realistisch eher um 3.000 € jährlich (z.B. für Trainings und Konferenzen). Diese Summe wird hier auf die Arbeitgeberkosten aufgeschlagen. Zusätzlich zahlen viele Firmen Sonderleistungen (betriebliche Altersvorsorge, Versicherungen etc.), die man ebenfalls hinzurechnen könnte.
- Arbeitsplatzkosten: Ein Entwickler benötigt Infrastruktur – Bürofläche, Hardware, Softwarelizenzen. Eine gängige Faustformel sind ~1.000 € pro Monat an Arbeitsplatzkosten. Das umfasst Miete, Strom, Abschreibungen für IT-Ausstattung usw. Pro Jahr sind dies rund 12.000 €.
Kostenfaktor | Junger Entwickler (1-4 J.) | Erfahrener Entwickler (5-15 J.) |
---|---|---|
Bruttogehalt (p.a.) | ca. 50.000 € | ca. 70.000 € |
Arbeitgeber-Sozialabgaben (~23%) | + ~11.650 € | + ~16.310 € |
Weiterbildung, sonstige Benefits | + ~3.000 € | + ~3.000 € |
Arbeitsplatz (Büro, IT, pro Jahr) | + ~12.000 € | + ~12.000 € |
Summe Jahresvollkosten | ~76.000 € | ~101.000 € |
Tabelle 1: Geschätzte Jahresvollkosten eines festangestellten Softwareentwicklers nach Erfahrung.
Diese Berechnung verdeutlicht: Eine Entwicklerin mit ~50 k€ Gehalt kostet das Unternehmen rund 75–80 T€ pro Jahr, während ein Senior mit ~70 k€ Gehalt auf etwa 100 T€ kommt. Größere Unternehmen kalkulieren oft noch mehr: Beispielsweise, wenn man Führungs- und Managementkosten anteilig berücksichtigt (Teamleiter, Projektmanager, Product Owner, etc.), können die Vollkosten pro Entwickler auf ~125.000 € pro Jahr ansteigen. Im Kontext eines Nicht-IT-Konzerns (Anwenderunternehmen) muss man solche Overhead-Kosten oftmals mit einbeziehen, wodurch aus ~70 k€ Gehalt nahezu 125 k€ Jahreskosten werden. Für unsere Zwecke betrachten wir jedoch primär die direkten Kosten laut Tabelle 1.
Unproduktive Zeiten: Wichtig ist zu verstehen, dass von ~250 Arbeitstagen im Jahr nicht jeder Tag für die eigentliche Entwicklungsarbeit genutzt wird. Urlaubstage (gesetzlich meist ~30) und Krankheitstage (durchschnittlich ~13) reduzieren die Anwesenheitstage. Fortbildungen oder gesetzlicher Bildungsurlaub (geschätzt ~5 Tage) kommen hinzu. Im Ergebnis ist eine Angestellter vielleicht ~200 Tage im Jahr anwesend. Doch selbst an Anwesenheitstagen geht nicht die gesamte Zeit ins Coden: Meetings, Abstimmungen, E-Mails, administrative Aufgaben – all das schmälert die rein produktive Zeit. Verschiedene Quellen nennen hier 20–30 % „unproduktive“ Arbeitszeit durch Meetings & Co. Eine deutsche Umfrage (Slack “State of Work” 2023) ergab z.B., dass Arbeitnehmer ~29 % ihrer Arbeitszeit für nicht zielgerichtete Tätigkeiten aufwenden. Konservative Schätzungen setzen 25 % als unproduktiven Anteil an.
Ich halte ~1 Tag pro Woche ohne echten Entwicklungsfortschritt für realistisch – sei es durch Planungssitzungen, Abstimmungen oder einfach durch „Parkinson’s Law“ (Arbeit dehnt sich aus, um die verfügbare Zeit zu füllen). Bezogen auf ~200 Anwesenheitstage bleiben somit rund 150 effektive Entwicklungstage pro Jahr übrig. Die von atra.consulting herangezogene Rechnung kam auf 147 produktive Tage (nach Abzug von 25 % Unproduktivität) – ein sehr ähnlicher Wert.
Unterm Strich kann ein Unternehmen pro festangestelltem Entwickler also mit etwa 147–150 effektiven Arbeitstagen im Jahr rechnen. Diese Kennzahl ist wichtig, um die Kosten ins Verhältnis zur tatsächlichen Codeproduktion zu setzen. Teilt man die obigen Jahresvollkosten durch ~150 Tage, so ergibt sich ein interner Tageskostensatz von ungefähr 510 € für einen Junior und ~670 € für einen Senior – interessanterweise liegt ein solcher Wert nicht weit von den Tagessätzen mancher externer Entwickler entfernt, wie wir gleich sehen werden.
Kosten eines externen freiberuflichen Softwareentwicklers (extern)
Nun zur Perspektive der externen Softwareentwickler (Freelancer oder Berater) mit sehr hoher Berufserfahrung (15–35 Jahre). Deren Kostenstruktur unterscheidet sich fundamental: Anstatt eines Monatsgehalts gibt es Tagessätze, und bezahlt wird nur die tatsächlich erbrachte Leistung. Was bedeutet das konkret?- Tagessätze: Laut diversen Marktbeobachtungen liegen die durchschnittlichen Tagessätze erfahrener IT-Freelancer in Deutschland um die 800–1000 € pro Tag. Eine Analyse von atra.consulting nennt einen Richtwert von ~1.000 € pro Tag für externe Berater als realistisch. Dieser Wert deckt sich mit meiner Erfahrung in der Enterprise-Webentwicklung: Senior-Freelancer (15+ Jahre Erfahrung) berechnen häufig vierstellige Beträge pro Tag, insbesondere wenn Spezialwissen (Architektur, bestimmte Frameworks) gefragt ist. Plattformen wie Malt geben für >15 Jahre Erfahrung einen durchschnittlichen Tagessatz von ~858 € an, während der IT-Freelancer Stundensatz laut Freelancer-Kompass 2023 etwa 100 € beträgt – also ~800 € pro Tag (8h). Je nach Projekt und Qualifikation sind Tagessätze über 1.200 € durchaus üblich für Top-Experten, während langfristige Einsätze auch mal etwas darunter liegen können (800–900 €). Im DACH-Raum (insbesondere Schweiz) können die Sätze noch höher ausfallen, aber unser Fokus liegt auf Deutschland.
- Einsatztage pro Jahr: Ein Freelancer wird nur für produktive Tage bezahlt. Urlaub oder Bench-Zeiten zwischen Projekten sind unbezahlt, müssen also implizit durch höhere Tagessätze kompensiert werden. Wie viele Tage im Jahr ein externer Entwickler fakturiert, variiert stark. Vollausgelastet wären theoretisch ~220 Arbeitstage. Praktisch sieht man bei vielen selbständigen Senior-Entwicklern eine Auslastung von ca. 180–200 Tagen pro Jahr. Die restliche Zeit fließt in Aquise, Weiterbildung, administrative Aufgaben – oder es wird bewusst als Urlaub eingeplant. Eine Umfrage von 3.000 Freelancern zeigte etwa einen Durchschnitt von 41 Arbeitsstunden/Woche und ~63.000 € Jahresverdienst – was impliziert, dass viele nicht das ganze Jahr durchgehend zu hohen Sätzen arbeiten (Teilzeit-Freelancer, niedrigere Sätze oder Phasen ohne Projekt drücken den Schnitt). Für einen erfolgreichen Vollzeit-Freelancer im IT-Bereich nehme ich jedoch an, dass ~200 Einsatztage in guten Jahren erreicht werden können. Damit läge der jährliche Umsatz z.B. bei 200 Tagen × 1.000 €/Tag = 200.000 €. Selbst mit 180 Tagen à 1.000 € käme man auf 180.000 € Umsatz. Davon gehen natürlich beim Freelancer selbst noch eigene Kosten ab (Sozialversicherung, Altersvorsorge, etc.), aber aus Arbeitgebersicht zählt nur: Man zahlt 1.000 € pro Tag, und nur an den Tagen, an denen Leistung erbracht wird.
- Qualitative Vorteile externer Experten: Warum überhaupt einen Externen für ~1.000 €/Tag holen, wenn eine interner Entwickler auf den ersten Blick weniger als die Hälfte kostet? Der entscheidende Punkt sind die zusätzlichen Fähigkeiten und die Flexibilität, die externe Senior-Entwickler mitbringen. Aufgrund von 15–35 Jahren Projekterfahrung sind sie oft höchst effektiv – sie lösen Aufgaben schneller und zielgerichteter, weil sie ähnliche Probleme schon gesehen haben. Ihre breitere Erfahrung in verschiedenen Projekten bedeutet auch, dass sie Best Practices und ein größeres Toolset an Lösungsansätzen mitbringen. Zudem besteht bei Freelancern stets der Anreiz zur Sorgfalt: Ein externer Experte riskiert bei schlechter Leistung eine vorzeitige Vertragsbeendigung – dieser „Druck“ führt in der Regel zu sehr gewissenhafter Arbeit und hoher Codequalität. Fehler, die Zeit und Geld kosten, kann sich ein Freelancer weniger leisten, da die Zusammenarbeit andernfalls schnell endet.
Kosten- und Leistungsübersicht: Intern vs. Extern
Die folgende Tabelle fasst die typischen Kosten und Leistungsdaten der drei betrachteten Gruppen – junge Entwickler, erfahrene Entwickler und externe Experten – gegenüberstellend zusammen:Aspekt | Junger Angestellter (1–4 Jahre Erfahrung) | Erfahrener Angestellter (5–15 Jahre Erfahrung) | Externer Experte (15–35 Jahre Erfahrung) |
---|---|---|---|
Bruttogehalt (p.a.) | ca. 50.000 € | ca. 70.000 € | - (kein Gehalt) |
Arbeitgeberkosten pro Jahr | ~76.000 € (siehe oben) | ~101.000 € (siehe oben) | – (1.000 €/Tag üblich |
Bezahlte Arbeitstage pro Jahr | ~250 (abzgl. Urlaub/Krank) = ~200 Anwesenheit, ~150 effektiv | ~250 (abzgl. Urlaub/Krank) = ~200 Anwesenheit, ~150 effektiv | Nach Bedarf: z.B. 180–200 Einsatztage (nur produktiv) |
Ø Codezeilen pro Tag (inkl. Planung, Tests) | ca. 30–50 Zeilen | ca. 50–70 Zeilen | ca. 60–100 Zeilen (durch hohe Effizienz) |
Ø Codezeilen pro Jahr (effektiv, produktiv) | ~7.500 (bei 50 Z/Tag × 150 Tg) | ~9.000 (bei 60 Z/Tag × 150 Tg) | ~12.000 (bei 80 Z/Tag × 150 Tg) |
Kosten pro Tag (effektiv) | ~520 € (76k/147) | ~680 € (101k/150) | 1.000 € (Tagessatz) |
Kosten pro Codezeile | ~10–15 € | ~11–17 € | ~10–17 € |
Beispielrechnung | 76.000 €/7.500 Z ≈ 10,1 €/Z (optimistisch, hohe Produktivität) – bis – 76.000 €/5.000 Z ≈ 15,2 €/Z (konservativ) | 101.000 €/9.000 Z ≈ 11,2 €/Z – bis – 101.000 €/6.000 Z ≈ 16,8 €/Z | 150.000 €/15.000 Z = 10 €/Z (bei Top-Produktivität) – bis – 150.000 €/9.000 Z = 16,7 €/Z (bei durchschnittlicher Produktivität) |
Tabelle 2: Gegenüberstellung von Kosten und Produktivität der Entwicklergruppen. (Z = Codezeilen)
In Tabelle 2 habe ich für die produktiven Codezeilen pro Tag Spannbreiten angesetzt, die auf meinem Literaturstudium basieren: Verschiedene Studien und Erfahrungsberichte zeigen, dass ein(e) Entwickler auf einem größeren Softwareprojekt im Schnitt zweistellige Zeilen pro Tag schafft – keineswegs hunderte. Zum Beispiel berichtet Capers Jones von ~16–38 Zeilen/Tag über verschiedene Projekte hinweg. Steve McConnell ermittelte 20–125 Zeilen/Tag bei kleinen Projekten (10 Tsd. LOC) und nur 1,5–25 Zeilen/Tag bei sehr großen Projekten (10 Mio. LOC). Ein Entwickler, der über 12 Jahre an eigenen Produkten arbeitete, kam im Schnitt auf ~50 Zeilen pro Arbeitstag. Diese Größenordnung – etwa 50 Zeilen täglich – wird auch von vielen Entwicklern bestätigt und gilt als realistisch auf Dauer. In der Praxis können es an manchen Tagen mal 200 Zeilen sein und an anderen 0 (etwa wenn man einen komplexen Bug mit nur 2 Zeilen Fix löst), deshalb sind Mittelwerte über längere Zeiträume aussagekräftiger. Meine Spanne von 30–100 Zeilen/Tag deckt sowohl konservative Szenarien (viel Abstimmung, komplexer Code → eher < 50 Z/Tag) als auch sehr produktive Phasen (~100 Z/Tag) ab. Wichtig: Hier geht es um nachhaltige, in der Codebasis verbleibende Zeilen – nicht um heruntergetippten Code, der später verworfen wird. Oft gilt: Weniger ist mehr. Gut durchdachter Code kommt mit weniger Zeilen aus. Wie ein Entwickler treffend anmerkte, „Je besser der Entwickler, desto weniger LOC – bei Legacy-Projekten sind negative LOC keine Seltenheit“, weil bessere Entwickler alten Ballast entfernen und durch schlankeren Code ersetzen.
Kosten pro Codezeile: Auf Basis der obigen Annahmen lässt sich nun der Preis pro effektiver Codezeile überschlagen. Für einen jungen festen Mitarbeiter liegen wir größenordnungsmäßig bei rund 10–15 € pro Codezeile. Bei erfahrenen Angestellten ähnlich – trotz höherem Gehalt, da tendenziell auch mehr produktive Zeilen entstehen, bleibt der Bereich etwa 11–17 €. Der externe Senior-Entwickler kostet den Auftraggeber nominell mehr pro Tag, kann durch seine hohe Effektivität aber auch mehr Wert pro Zeile liefern. Je nach tatsächlicher Produktivität bewegt sich der Preis hier ebenfalls im groben Rahmen von ~10 bis 17 € je Zeile. Im günstigen Fall (sehr produktiver Externer, 100 Z/Tag) kann eine Codezeile vom externen Profi sogar billiger (ca. 10 €) sein als die vom internen Entwickler. Im schlechteren Fall (viel Abstimmung nötig, 60 Z/Tag) kostet sie rund 16–17 €, also etwas mehr.
Man sieht: Eine einzelne Codezeile kostet schnell zweistellige Eurobeträge. Diese Zahl mag überraschen – schließlich klingt „50 € für 5 Zeilen Code“ abstrus – relativiert sich aber durch den Kontext: Eine solche Codezeile entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern eingebettet in Analyse, Design, Tests und Wartung.
Qualitative Unterschiede und weitere Überlegungen
Neben den harten Zahlen zu Kosten und Zeilenleistung gibt es qualitative Faktoren, die den Wert einer Codezeile und die Wahl zwischen intern vs. extern beeinflussen:- Know-how & Erfahrung: Erfahrene Entwickler (intern wie extern) schreiben nicht nur Code, sie bringen Architekturerfahrung, Problemlösungskompetenz und bewährte Muster ein. Eine Codezeile eines Seniors „leistet“ daher meist mehr (z.B. robustere Funktionalität, weniger Bugs) als eine Codezeile eines Juniors. Externe mit 20+ Jahren Erfahrung haben oft einen breiten Technologieblick und können Best Practices aus vielen Firmen einfließen lassen.
- Codequalität & Wartbarkeit: Qualität schlägt Quantität. Eine gut geschriebene Codezeile, die klar und fehlerfrei ist, kann langfristig günstiger sein als zehn hastig geschriebene Zeilen, die Bugs verursachen. Externe Experten wissen, dass ihr Ruf von hoher Codequalität abhängt – sie tendieren zu sehr sauberem, dokumentiertem Code. Junge Entwickler müssen guten Stil oft erst durch Code Reviews und Erfahrung lernen, was initial die Effektivität senken kann.
- Domainwissen vs. Generalisten: Feste Mitarbeiter kennen mit der Zeit die fachlichen Hintergründe und Prozesse ihres Unternehmens im Detail. Dieses Domainwissen kann sehr wertvoll sein, um die richtigen Dinge zu entwickeln. Freelancer bringen dagegen eher breites technisches Wissen und frische Perspektiven, kennen aber anfangs die firmenspezifischen Abläufe nicht. Hier muss abgewogen werden: Bei langfristiger Produktentwicklung ist internes Know-how Gold wert; bei kurzzeitigem Bedarf oder sehr spezieller Technologie kann der Externe punkten.
- Verfügbarkeit & Flexibilität: Internes Personal steht (nach Einarbeitung) dauerhaft zur Verfügung, während ein Externer für ein Projekt kommt und dann meist geht. Bei Bedarf kann man mit Freelancern aber schnell skalieren – z.B. um einen kritischen Liefertermin zu halten, holt man 3–4 Externe für einige Monate ins Team. Diese Flexibilität hat ihren Preis, erlaubt aber auch, Überlastungsspitzen abzufangen, ohne gleich neue Dauerstellen zu schaffen.
- Betriebsrisiken & Rechtliches: Ein Angestellter ist im Unternehmen eingebunden, schwerer kündbar und verursacht im Krankheitsfall weiter Kosten (Lohnfortzahlung). Ein Freelancer trägt diese Risiken selbst – krank sein bedeutet keine Rechnung stellen zu können. Für die Firma entfällt das Risiko der Lohnfortzahlung; allerdings muss sie aufpassen, Freelancer nicht als vermeintliche Scheinselbständige zu behandeln. Diese Aspekte schlagen sich indirekt auch im Preis pro Zeile nieder, da Freelancer ihr Ausfallrisiko einkalkulieren.
Fazit
Was kostet nun eine Codezeile? Meine Nachforschungen zeigen: Im Umfeld der Enterprise-Webentwicklung in Deutschland kann man von ca. 10–15 € pro effektiver Codezeile ausgehen, wenn man alle Kosten einbezieht. Eine angestellter Entwickler ist für den Arbeitgeber nicht so günstig, wie das Gehalt vermuten lässt – realistisch rund 75–100 T€/Jahr inklusive Nebenkosten, was auf den Tag gerechnet ~500–700 € entspricht. Dafür bekommt man ~50–70 produktive Codezeilen pro Tag, sodass jede Zeile über 10 € kostet. Externe Senior-Entwickler sind in der Spitze zwar teurer (bis ~1.000 €/Tag), aber durch ihre Erfahrung relativiert sich der Zeilenpreis ähnlich in eine Größenordnung um 15 €/Zeile oder darunter.Letztlich kosten interne und externe Entwickler in der Summe oft ähnlich viel, wenn man fair kalkuliert. Eine „billige“ Codezeile durch Juniors relativiert sich durch längere Entwicklungszeit und höheres Fehlerrisiko; eine „teure“ Codezeile vom erfahrenen Profi kann unterm Strich günstiger sein, wenn sie dafür stabil läuft und schnell geliefert wurde. Für Unternehmen bedeutet das: Die Entscheidung für interne Mitarbeiter oder externe Experten sollte weniger auf scheinbaren Kostendifferenzen pro Zeile beruhen, sondern auf strategischen Überlegungen – braucht man das Know-how im Haus (dann investiert man in interne Entwickler und deren Weiterbildung) oder die Flexibilität und Expertise von außen (dann lohnen sich hohe Tagessätze für Freelancer). Oft ist ein gesunder Mix der richtige Weg. Was meine Analyse jedoch klar hervorhebt, ist die Wertschätzung für gute Entwicklerarbeit: Eine einzelne Zeile Code entsteht nicht zum Nulltarif – sie ist das Ergebnis von Wissensarbeit, und diese hat in einer hochentwickelten Software-Landschaft ihren berechtigten Preis.
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